Die Welfenspeise, oft auch ehrfürchtig als „Königin der festlichen Desserts“ bezeichnet, zählt zu den traditionsreichsten und zugleich edelsten Nachspeisen Norddeutschlands. Besonders zur Weihnachtszeit entfaltet dieses Gericht seine volle Wirkung: Es verbindet geschmackliche Raffinesse mit einer symbolträchtigen Optik, die unweigerlich an das historische Haus der Welfen erinnert. Die farbliche Trennung zwischen der schneeweißen Grundcreme und der goldgelben Weinschaumkrone ist dabei nicht nur ein ästhetisches Detail, sondern auch ein historischer Verweis auf das weiße und goldene Wappen der Welfen.
Ein Dessert mit Geschichte und Eleganz
Im Kern besteht die Welfenspeise aus zwei klar getrennten Schichten:
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einer zarten Vanillecreme, deren milde Süße und samtige Konsistenz als harmonische Basis fungieren
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einem luftigen Weinschaum, der mit einer leicht herben, aromatischen Note die perfekte Balance herstellt
Gerade dieser Kontrast macht das Dessert zu etwas Besonderem. Während die Unterlage cremig, weich und angenehm mild wirkt, bringt die obere Schicht Spannung und Leichtigkeit hinein. Diese Gegenüberstellung aus Samtigkeit und feiner Säure ist der eigentliche Zauber der Welfenspeise.
Serviert in eleganten Dessertgläsern oder in einer Kristallschale kommt die zweifarbige Komposition besonders gut zur Geltung. Das Dessert ist jedoch nicht nur visuell ansprechend: Seine Aromen entfalten sich ideal, wenn es einige Stunden im Kühlschrank ruht. Dadurch verbindet sich die mild-vanillige Tiefe mit dem Wein-Aroma zu einer geschmacklichen Einheit, die gleichzeitig festlich, traditionell und überraschend modern wirkt.

Hochwertige Zutaten – der Schlüssel zum Erfolg
Die Grundzutaten sind vergleichsweise einfach, doch ihre Qualität prägt das Endergebnis:
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Milch für die cremige Basis
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Eigelb und Zucker als Bindungselemente
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Stärkemehl, um eine gleichmäßige Konsistenz zu erzeugen
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Eiweiß, das luftig untergehoben wird
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Weißwein, der dem Schaum sein charakteristisches Aroma verleiht
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ein Hauch Zitrone, der dem Dessert Frische verleiht
Der wahre Anspruch liegt weniger in der Zutatenliste als in der Zubereitungstechnik. Um die typische Zweischichtigkeit perfekt zu erreichen, müssen die Konsistenzen beider Komponenten exakt gelingen: Die Untercreme sollte glatt, leicht und dennoch tragfähig sein, während der Weinschaum luftig, stabil und weder zu flüssig noch zu kompakt wirken darf.
Ausführliche, neu formulierte Anleitung – Schritt für Schritt
1. Die Creme vorbereiten
Der erste Schritt besteht darin, die Cremeschicht zu kochen. Dazu wird die Milch behutsam erhitzt. Ein kleiner Teil der Milch dient später zum Anrühren der Stärke – ein wichtiger Schritt, um Klümpchenbildung zu verhindern.
Vorgehensweise:
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Die Milch gemeinsam mit Zucker in einem Topf erwärmen.
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Einige Esslöffel Milch zurück behalten.
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Stärkemehl mit dieser kleinen Portion Milch verrühren, bis eine glatte Mischung entsteht.
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Die Mischung in die heiße Milch einrühren, nochmals kurz aufkochen und die entstehende Creme eindicken lassen.
Nun kommt ein entscheidendes Element hinzu: der steif geschlagene Eischnee. Wird dieser vorsichtig untergehoben, erhält die Creme ihre luftige Struktur.
Wichtig: Der Eischnee darf nicht grob eingerührt werden, sonst verliert er seine Luftigkeit. Nach dem Unterheben füllt man die Creme in Dessertschalen oder Gläser und lässt sie auf Raumtemperatur abkühlen.
2. Der aromatische Weinschaum
Die zweite Schicht, der berühmte Weinschaum, ist das eigentliche Wiedererkennungsmerkmal der Welfenspeise. Für seine Zubereitung werden Eigelb, Zucker, Weißwein, Zitrone und Stärke sorgfältig miteinander erwärmt.
Wesentliche Hinweise:
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Kein Aluminiumtopf verwenden, da dieser mit Säuren reagieren und den Geschmack beeinträchtigen kann.
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Die Mischung stetig schlagen, damit sie nicht gerinnt.
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Die Masse nur kurz aufwallen lassen – ein Moment zu viel Hitze kann die Textur ruinieren.
Der Weinschaum sollte schließlich dicklich, jedoch nicht zu fest sein. Nach kurzem Abkühlen wird er vorsichtig auf die Vanillecreme gegossen und gleichmäßig verteilt.
3. Das fertige Dessert kühlen
Nach dem Zusammensetzen wird die Welfenspeise mehrere Stunden gekühlt. Erst dadurch stabilisieren sich die Schichten und verbinden sich aromatisch.
Empfohlene Dekorationen:
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frische Beeren
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fein gesiebter Puderzucker
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ein Hauch Zimt
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dünne Orangenzesten
Mit diesen Verzierungen wird aus einem traditionellen Dessert ein absoluter Blickfang, passend zu festlichen Anlässen wie Weihnachten, Silvester oder winterlichen Familienfeiern.
BONUS-ABSCHNITT: Verwandte historische Desserts – zusätzliche Inspiration
Da Desserts wie die Welfenspeise tief mit regionaler Kultur verbunden sind, lohnt sich ein Blick auf ähnliche traditionelle Süßspeisen. Dieser Bonus-Teil erweitert den Artikel und bietet zusätzliche einzigartige, thematisch passende Inhalte.
Hannoversche Klassiker – ein kulinarischer Streifzug
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Rote Grütze
Ein weiteres norddeutsches Dessert, bei dem rote Beeren zu einer fruchtigen Süßspeise gekocht werden. Besonders beliebt im Sommer, dient es als frischer Gegenpol zur cremigen Welfenspeise. Traditionell wird es mit Vanillesauce serviert. -
Schneemilch
Eine alte Rezeptur, die aus gezuckerter Milch und steif geschlagenem Eiweiß besteht. Das Ergebnis ist ein süßer, schaumiger Nachtisch, der geschmacklich leicht und luftig wirkt. -
Eierlikörcreme
Für diejenigen, die reichhaltigere Desserts bevorzugen, ist diese Creme ideal. Ihr cremig-süßer Charakter und die zarte Alkoholnote erinnern in gewisser Weise an den Weinschaum der Welfenspeise, jedoch mit deutlich dichterer Textur. -
Weißweintiramisu
Eine moderne Variante, inspiriert vom klassischen italienischen Tiramisu, doch statt Espresso wird hier Weißwein oder Sekt verwendet. Diese Kombination bewahrt die festliche Leichtigkeit und passt hervorragend in die Weihnachtszeit.
Welfenspeise heute – moderne Interpretationen
Im Lauf der Zeit haben kreative Köche verschiedene Varianten entwickelt, um der traditionellen Welfenspeise einen modernen Twist zu verleihen:
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Variante ohne Alkohol: Der Weinschaum wird durch eine Mischung aus Traubensaft und Zitronensaft ersetzt.
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Luxus-Version: Verfeinerung der Vanillecreme mit echter Vanilleschote statt Vanillezucker.
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Fruchtige Variante: Eine dünne Schicht Himbeerpüree zwischen Creme und Schaum sorgt für zusätzliche Frische.
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Winterliche Edition: Mit Zimt, Orangenabrieb oder Spekulatiusstreuseln erhält das Dessert ein noch stärkeres Weihnachtsaroma.
Solche Varianten zeigen, wie vielseitig die Welfenspeise trotz ihres traditionellen Ursprungs sein kann.
Die Welfenspeise ist weit mehr als ein Dessert – sie ist ein Stück kulinarische Geschichte, das Eleganz, Tradition und Genuss auf harmonische Weise verbindet. Ihre schlichte Zutatenliste täuscht über die raffinierte Technik hinweg, die notwendig ist, um die perfekten zweifarbigen Schichten zu kreieren. Durch ihre feine Kombination aus cremiger Vanille und aromatischem Weinschaum passt sie ideal zu festlichen Anlässen, besonders zur Weihnachtszeit.
Wer historische Desserts liebt oder seine Gäste mit einem optisch wie geschmacklich außergewöhnlichen Gericht überraschen möchte, findet in der Welfenspeise einen zeitlosen Klassiker, der sich modern interpretieren lässt und jede winterliche Tafel bereichert.





















