Warum einfache Rechenaufgaben uns oft täuschen – und wie logisches Denken uns davor schützt
Mathematik begleitet uns im Alltag auf Schritt und Tritt – manchmal bewusst, häufiger jedoch unbemerkt. Ob wir Preise im Supermarkt überschlagen, Kochrezepte anpassen, unsere Zeit planen oder kleine Rätsel im Internet lösen: Zahlen sind ständige Begleiter. Manche Aufgaben wirken dabei so schlicht, dass wir sie fast automatisch beantworten. Ein kurzer Blick, ein schneller Gedanke und schon scheint die Lösung klar zu sein. Doch gerade diese vermeintliche Einfachheit birgt eine Gefahr. Hinter simplen Zahlenfolgen verstecken sich häufig Denkfehler, die entstehen, weil wir uns zu sehr auf unsere Intuition verlassen und dabei grundlegende Rechenregeln außer Acht lassen.
Dieser Artikel zeigt, warum selbst die leichtesten mathematischen Ausdrücke Stolperfallen enthalten können und wie man mit strukturiertem Denken, etwas Geduld und der richtigen Methode solche Fehler zuverlässig vermeidet. Ganz ohne Taschenrechner – nur mit klarer Logik, Aufmerksamkeit und einem kleinen System, das seit Jahrzehnten hilft, Rechenschritte korrekt zu ordnen.

Warum wir bei einfachen Aufgaben oft falsch liegen
Viele Menschen reagieren auf einfache Aufgaben reflexartig. Wenn man eine Rechnung wie “50 + 10 × 0 + 7 + 2” liest, ist der Impuls oft, sie schlicht von links nach rechts zu addieren. Unser Gehirn liebt einfache Muster: Zahlen sehen gleichwertig aus, die Aufgabe wirkt harmlos, also wird nicht weiter nachgedacht. Doch genau hier liegt die typische Denkfalle.
Die Mathematik folgt festen Regeln – und diese Regeln bestimmen, in welcher Reihenfolge Operationen durchgeführt werden dürfen. Wenn wir diese Struktur ignorieren, führt der intuitive Ansatz fast automatisch zum falschen Ergebnis. Viele Menschen erhalten deshalb 9 statt 59, einfach weil sie die Multiplikation übersehen oder nicht priorisieren.
Warum die richtige Reihenfolge entscheidend ist
In der Mathematik herrscht eine klare Hierarchie zwischen den Rechenarten. Einige Operationen haben Vorrang, insbesondere Multiplikation und Division, die immer vor Addition und Subtraktion ausgeführt werden müssen. Wer diese Regel nicht bewusst anwendet, tappt leicht in die Falle.
Um sich die Reihenfolge besser zu merken, wurde eine einfache, aber äußerst effektive Methode entwickelt: die BODMAS-Regel.
Die BODMAS-Methode – ein hilfreiches Ordnungssystem
Das Akronym BODMAS ist eine Eselsbrücke, die die Reihenfolge mathematischer Operationen beschreibt:
-
B – Brackets → Klammern
-
O – Orders → Potenzen, Wurzeln
-
D – Division
-
M – Multiplication
-
A – Addition
-
S – Subtraction
Damit ergibt sich eine klare Struktur:
-
Zuerst werden Ausdrücke in Klammern gelöst.
-
Dann folgen Potenzen oder Wurzeln.
-
Anschließend führt man Divisionen und Multiplikationen aus.
-
Erst ganz zum Schluss kommen Addition und Subtraktion.
Ein wichtiger Punkt: Multiplikation und Division haben dieselbe Priorität, ebenso wie Addition und Subtraktion. Innerhalb derselben Ebene rechnet man immer von links nach rechts.
Diese einfache Systematik verhindert nahezu jeden typischen Denkfehler – vorausgesetzt, man denkt bewusst darüber nach.
Anwendung der BODMAS-Regel auf die Beispielaufgabe
Nun betrachten wir den Ausdruck:
50 + 10 × 0 + 7 + 2
Auf den ersten Blick wirkt alles gleichwertig – Zahlen und Pluszeichen dominieren das Bild. Doch hier ist Wachsamkeit gefragt:
Die Multiplikation muss immer zuerst ausgeführt werden.
Schritt-für-Schritt-Lösung:
-
Multiplikation:
-
10 × 0 = 0
-
-
Der Ausdruck wird nun zu:
-
50 + 0 + 7 + 2
-
-
Jetzt folgen Additionen, von links nach rechts:
-
50 + 0 = 50
-
50 + 7 = 57
-
57 + 2 = 59
-
Endergebnis: 59
Warum viele Menschen trotzdem 9 erhalten
Viele Leser haben bei dieser Aufgabe spontan die 9 im Kopf:
50 + 10 = 60
60 × 0 = 0
0 + 7 + 2 = 9
Das passiert, weil der Blick der meisten Menschen bei der ersten Rechnung hängenbleibt. Die Zahl 10 wirkt groß genug, um Aufmerksamkeit zu bekommen, und die Null wird erst zu spät bemerkt. Hinter diesem Fehler steckt kein fehlendes mathematisches Wissen, sondern ein kognitiver Reflex – wir gehen automatisch von links nach rechts und ignorieren Prioritäten.
Ein visueller Trick zum Merken
Um solche Denkfehler dauerhaft zu vermeiden, hilft ein kleines mentales Bild:
Stell dir eine Pyramide vor:
-
Spitze der Pyramide: Multiplikation & Division
-
Unterste Ebene: Addition & Subtraktion
Die Operationen an der Spitze haben immer Vorrang, unabhängig davon, wo sie in der Zahlenfolge stehen. Wenn ein Multiplikationszeichen auftaucht, stoppt jede Addition – egal, wie verlockend es ist, einfach weiterzurechnen.
Dieses einfache Bild im Kopf kann Wunder wirken, besonders in stressigen oder schnellen Situationen.
Was diese Methode im Alltag bringt
Das Verständnis der BODMAS-Regel ist keineswegs nur für Schüler oder Mathematikliebhaber relevant. Es stärkt grundlegende kognitive Fähigkeiten, die in vielen Alltagssituationen nützlich sind:
-
Logisches Denken: Man lernt, Informationen systematisch zu ordnen.
-
Konzentration: Man übt, bewusst und ohne Hast vorzugehen.
-
Analysefähigkeit: Man erkennt Strukturen, statt impulsiv zu handeln.
-
Selbstständigkeit: Viele Aufgaben lassen sich ohne Taschenrechner lösen.
-
Problemlösungskompetenz: Man bleibt auch bei komplexeren Ausdrücken ruhig und methodisch.
Auch bei populären Internet-Rätseln oder Denkspielen schützt ein strukturiertes Vorgehen davor, auf Clickbait-Fallen oder vermeintlich knifflige Aufgaben hereinzufallen. Die meisten dieser Rätsel setzen nämlich darauf, dass Menschen zu schnell reagieren und die Multiplikation übersehen.
Mathematik ist weit mehr als ein Schulfach – sie ist ein Werkzeug, das uns hilft, klarer zu denken und alltägliche Situationen besser zu verstehen. Selbst scheinbar harmlose Aufgaben können uns täuschen, wenn wir uns ausschließlich auf unser Bauchgefühl verlassen. Die BODMAS-Methode zeigt, wie wichtig es ist, strukturiert vorzugehen und die Reihenfolge der Rechenarten zu beachten.
Wenn wir uns die Zeit nehmen, bewusst zu rechnen, statt impulsiv zu antworten, verschwinden die meisten „komplizierten“ Probleme von selbst.
Die richtige Lösung zu finden ist nicht nur befriedigend – sie stärkt auch unser Selbstvertrauen und unser logisches Denken.






















